INTERVIEW: Larry Garner

 

Larry, du bist nicht zum ersten Mal in Deutschland, aber zum ersten Mal hier im Jazzclub Hannover.

Nein, nein. Ich bin schon häufig in Deutschland gewesen. Aber stimmt, zum ersten Mal im Jazzclub und mir hat´s hier sehr gut gefallen.

Viele Kollegen von dir haben mir erzählt, dass es einen Unterschied gibt, zwischen einem amerikanischen und einem europäischen Publikum. Empfindest du das auch so ?

Zu 60% stimmt das. Langsam ist mein Name auch in der amerikanischen Club-Szene bekannt geworden. Die Leute wissen, was sie erwaten können, und sie kommen deswegen in meine Show. In Europa wird der Musiker doch mehr respektiert, von Anfang an. Das Publikum kannte mich zuerst noch nicht, aber hier in Europa wurde ich trotzdem respektiert. Das ist in den USA anders.

Bist du eigentlich in Baton Rouge oder in New Orleans geboren ?

Ich bin in New Orleans geboren, aufgewachsen in Okanola und dann schliesslich nach Baton Rouge gegangen. Der Grund für meine Mutter, für die Geburt nach New Orleans zu gehen, war ganz einfach; dort gab es im Krankenhaus eine kostenfreie Geburtshilfeabteilung.

Deine ersten musikalischen Vorbilder, waren das Musiker aus Baton Rouge...

...meine ersten musikalischen Einflüsse kamen von meinem Onkel George. Und dann wurde bei uns zu Hause sehr viel Gospelmusik gehört und auch gesungen. In unserer Kirche sangen auch viele Gospelquartetts, die gaben dort richtige Konzerte und da ging ich mit meiner Familie dann häufig hin. Aber mein Onkel George war es eigentlich, der mich zur Musik brachte.

Du hast eigentlich recht spät begonnen, professionell Musik zu machen.

Nein, nein. Ich habe schon sehr früh begonnen. Allerdings als Gospelsänger, mit 12 Jahren.

Morgens ging ich zur Schule und am Abend habe ich dann in der Kirche gesungen. Und mit 17 ging ich dann zum Militär. Als ich zurückkam, da gab es keine Musik-Szene mehr. Da waren die Bee Gees mit ihrer Musik und überall waren aus den Musikclubs Discos geworden. Keine Chance mehr, irgendwo zu spielen. Also musste ich mir einen regulären Job suchen.

Du giltst in der Blues-Szene als Geschichtenerzähler. Aber du erzählst nicht die alten Geschichten des Blues, deine Storys sind doch etwas moderner.

Ja, ich schreibe Geschichten aus meinem Alltag, aus meinem Umfeld. Die alten Bluesmänner sangen Songs. wenn ihr Baby sie verlassen hat. Mein Baby hat mich nicht verlassen. Aber mein Auto ist heute Morgen vielleicht nicht angesprungen und darüber schreibe ich dann einen Song. Meine Texte sind schon sehr persönlich, also sind es Geschichten die mir passieren, die aber auch jedem im Publikum passiert sein könnten.

Vor ein paar Jahren, habe ich dich auf der Bühne gesehen, mit einem Pianisten aus Österreich namens Christian Dozzler. Und jetzt bist du hier mit Raphael Wressnig. Magst du eigentlich speziell Keyboarder aus Österreich ?

Sie haben Laptops, aber sie können keine guten Witze erzählen. Aber im Ernst, meine Pianisten müssen nun nicht unbedingt aus Österreich kommen, das ist jetzt nur ein Zufall. Ich kenne auch wirklich gute Keyboarder, die nicht aus Österreich kommen.

Letzte Frage, einen Mann aus Lousiana muss ich natürlich nach „Katrina“ fragen. Wie ist es dir ergangen ?

Mir ist eigentlich nichts passiert. Bei meinem Haus ist etwas von der Dachverkleidung heruntergekommen. Ich musste da hinaufklettern und sie wieder befestigen. Das war alles. Das Hauptproblem, das wir in Baton Rouge hatten, war der Verkehr aus New Orleans. Natürlich wollten wir den Leuten helfen, die es schlimm erwischt hat. Aber als alles vorbei war, da wäre es gut gewesen, wenn sie wieder gegangen wären. Es sind da nämlich auch etliche Leute aus New Orleans zu uns gekommen, die man nicht so gerne in der Nachbarschaft hat, kriminelle Leute.

Aber „Katrina“ war „Katrina“ und „Gustav“ war „Gustav“. Wir leben nun mal in einer Sturmgegend, da muss man mit sowas rechnen. Die Menschen in Kalifornien leben in einer Erbebengegend. Und wenn du nach Afrika gehst, kann es sein, dass du von einem Löwen gefressen wirst. In Deutschland musst du ja auch damit rechnen, dass das Wetter schlecht ist. Also, was solls, oder du musst eben gehen.

Vielen Dank, für dies wirklich nette Gespräch, Larry Garner.

Danke, dass sie den Blues unterstützen.

FENSTER SCHLIESSEN!